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Loslassen-Nein Danke!

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie die Überschrift gelesen haben?

Zum Beispiel…man muss loslassen, da nützt alles nicht…das ist der Lauf des Lebens…man kann nichts festhalten, was gehen will oder muss…wenn man zwanghaft festhält, schadet man sich nur selber….

Ich habe mich die letzten Wochen intensiv mit dem Thema „Loslassen“ beschäftigt und weiß, gerade von meinen Freundinnen, deren Kinder jetzt auch flügge werden, dass uns alle das Gleiche beschäftigt und es jeden auf die eine oder andere Weise trifft, schmerzt oder bewegt.

In erster Linie ging es bei mir um das Loslassen der Kinder, doch es gibt nicht nur bei Müttern Phasen, in denen man Abschied nehmen muss. Jeden schmerzt es, wenn Freundschaften zerbrechen, oder eine Trennung vom Partner verarbeitet werden darf, plötzliche Kündigungen ins Haus flattern, der Tod eines lieben Menschen oder auch eines Haustieres zu verkraften ist, all das kann einen aus der Bahn werfen. Deshalb richtet sich dieser Newsletter an alle, die gerade etwas loslassen dürfen.

In meiner traurigen Phase fand ich es sehr interessant, wie meine „Umwelt“ mit mir und meinen Launen umging. Teilweise kam mir Unverständnis entgegen und ich hörte Killerphrasen wie „Ja, so ist das Leben eben, das ist der Lauf der Dinge, damit musst du dich jetzt abfinden…“

Oder wenn nach dem Tod eines lieben Menschen Sätze kommen wie: „Er hat sein Leben ja gelebt, jetzt ist er erlöst, das ist doch ein schönes Alter…“.

PUH…sag ich da nur….

Natürlich haben sie irgendwie Recht, aber wenn ich traurig bin, dann nützt mir das überhaupt nichts. Mein Kopf weiß das alles, aber es tröstet mich nicht. Und so habe ich mir überlegt, wie habe ich in einem Coaching meine traurige Klientin wertschätzend, liebevoll und achtsam begleitet?

Trauer und Loslassen ist ein Prozess, denn man durchleben darf, nur so wird das Leben und die Trauer wieder leichter und man kann wirklich loslassen. Wenn die Gefühle verdrängt oder unterdrückt werden, kostet es viel Energie und die Emotionen sind nach wie vor da und kommen irgendwann geballt zum Vorschein.

Ich frage die Klientin, was sie sich in der jetzigen Situation wünscht und braucht.

Zum Beispiel hilft ein Raum (das findet sie bei mir), indem sie alles sagen und zeigen darf, offen weinen kann, ohne von jemanden dabei überschwänglich getröstet zu werden (oft wird man von anderen Menschen aus einem – Nicht aushalten können heraus – erdrückt und zugetextet). Vielleicht hilft es auch, von nahen Menschen in den Arm genommen und gehalten zu werden, ohne Worte oder Gesten.

In einem Gespräch kann man auch weiter in die Tiefe gehen und sich verschiedene Fragen stellen.

-Was genau verliere ich?

-Welche Bedürfnisse wurden mir erfüllt?

-Wie kann ich mir diese Bedürfnisse anderweitig erfüllen?

-Was gewinne ich?

-Wofür ist es gut?

-Wie kann ich gut für mich sorgen, wenn ich im nächsten Tief sitze?

All diesen Antworten kann man weiter Raum geben und sie von verschiedenen Seiten beleuchten und neue Aspekte finden. Das interessante ist, bei jedem sieht die Antwort anders aus.

Ich habe für mich herausgefunden, was mir jetzt hilft und das ist auch ein Geschenk beim Loslassen.

Ich habe mehr Zeit für meine Arbeit und meine Hobbys, ich finde Unterstützung bei meiner Familie und Menschen, die den Weg schon gegangen sind und ich weiß die schönen Erlebnisse aus der Vergangenheit noch mehr zu schätzen. Und jetzt fühle ich mich wieder leicht und fröhlich und setze meine Ideen um.

So hoffe ich, dass ich Ihnen auch eine kleine Hilfestellung beim Loslassen geben konnte.